Bewegt lobte Katja Eicke, Schulleiterin des Starkenburg-Gymnasiums (SGH), das Vorgetragene. Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der elften Jahrgangsstufe hatten sich mit ihrer Lehrerin Anna Wenner mit dem Einmarsch der Amerikaner am 27. März in Heppenheim beschäftigt. Mit der Einnahme der Stadt war der Krieg zumindest in Heppenheim zu Ende. Anlass zu der Aufarbeitung gab der 80. Jahrestag des Kriegsendes. Der Zweite Weltkrieg endete mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. „Krieg beginnt nicht erst, wenn der erste Schuss fällt. Er beginnt bereits davor in den Herzen der Menschen“, sagte Eicke.
Der Leistungskurs arbeitete sich vom D-Day (6. Juni 1944) vorwärts, an dem Alliierte in der Normandie landeten. 175.000 Amerikaner, Engländer und Kanadier kommen über die Atlantikküste in Frankreich an. Ihre Aufgabe ist es, den Krieg in Europa zu beenden. In weiteren Berichten ist von dem Marsch der Alliierten bis zur Westgrenze Deutschlands, der gescheiterten Ardennenoffensive der deutschen Wehrmacht und der ersten von den Alliierten eingenommenen deutschen Stadt Aachen im November 1944 die Rede. Aus den Vorträgen der Schüler und Schülerinnen geht hervor, dass der Rhein aufgrund der von der Wehrmacht gesprengten Brücken als letzte große Verteidigungsgrenze galt, die die Amerikaner überwinden mussten, um an die Bergstraße zu gelangen. Während der Vorträge bebildern Fotos auf einer Leinwand das Dargebrachte beispielsweise mit der Wormser Brücke, deren beide Brückentürme am 20. Mai auf beiden Seiten des Rheins zwar stehen geblieben waren. Doch deren Mittelteil im Fluss lag.
Amerikaner marschierten über Lorsch und Bensheim ein
Es folgt ein mit Ton aufgezeichnetes Zeitzeugengespräch der Großmutter einer Schülerin und die in der Friedensbewegung bekannten Lieder „Wozu sind Kriege da“ von Udo Lindenberg und „Sag mir, wo die Blumen sind“ in der Neuvertonung von Rosenstolz. Die Amerikaner marschierten über Lorsch und Bensheim in der Kreisstadt ein, wo eine Widerstandsgruppe um Dr. Gustav König versuchte, die Schäden an Menschen und Stadt so gering wie möglich zu halten. Sie überzeugten viele Bewohner, weiße Fahnen aus den Fenstern zu hängen.
Einige wollten Heppenheim verteidigen
Doch einige wollten Heppenheim verteidigen. Es kommt zum Tod von 15 Menschen. Anna Chiogna, während des Krieges in Mannheim als Krankenschwester und Krankenwagenfahrerin tätig, erfährt in den letzten Kriegstagen von ihrem Vater Oskar Dittrich, dass er in der Widerstandsgruppe aktiv ist. Er ist Müller in der Weihersmühle, in die während des Einmarsches eine Bombe fällt. Die Besitzerin und ihr Schwager sowie Oskar Dittrich und seine Frau sterben. Anna Chiogna verlor auch ihren Ehemann und ihren Bruder im Krieg. Ihre Geschichte ist in dem zweiten Band „Heppenheimer Geschichten“ von Erika Ertl festgehalten. Die Schüler werfen ein Zitat Chiognas auf die Leinwand: „Wunden verheilen, Gott sei Dank. Aber Narben bleiben ein Leben lang, und die Erinnerungen kommen immer wieder.“
Mit dem Gedenken an den letzten Kriegstag in Heppenheim führte der Leistungskurs eine jahrzehntelange Tradition des SGH fort. In den letzten Jahren beschäftigten sich Neuntklässler mit der Pogromnacht. Im Jahr 1993 gewann ein Leistungskurs des Faches Gemeinschaftskunde für seine Aufarbeitung um ein Konzentrations-Außenlager in Heppenheim einen Anerkennungspreis der Bundesregierung.
(c) Echo Online, 23.05.25