Mit einer Projektwoche ließ die Heppenheimer Schule wieder einmal das Schuljahr ausklingen. Eindrücke eines Besuchs am Präsentationstag.
Die letzten Klausuren hatten sie längst hinter und die großen Zeugnisse wie die großen Ferien hautnah vor sich: Aber am vorletzten Tag des nun beendeten Schuljahrs konnten Schüler des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums noch einmal zeigen, was sie über den Lehrplan hinaus gelernt und – nach Beobachtung dieser Zeitung – zumindest in sehr vielen Fälle auch richtig genossen haben. Vom Motto-Turnier über lateinamerikanische Tänze, Origami und ein Rezept für Glück bis hin zum Kennenlernen von Lenoardo, Michelangelo und He-Man gab es einiges zu entdecken.
Als Experten ihrer Station konnten dann schon die Jugendlichen agieren, die sich die Woche über mit ihrem Teil des Universums Projektwoche beschäftigt hatten. „Bei der Macht von Grayskull“: Wie He-Man, Held von Eternia, weiterspricht, wissen eigentlich nur eingefleischte Fans wie Christian Gölz. Der Englisch- und Erdkundelehrer brachte Masters, Turtles oder Brave Starr der heutigen Generation von der Zeichentrick-Serie bis zur Action-Figur nahe. Und allen Interessierten bei organisierten Führungen. Sicher, in den Achtzigern gab es längst noch nicht die heutigen Bild- oder Unterhaltungsstandards, aber eine ganz eigene Magie. Skepsis wandelte sich über das Kennenlernen durchaus in Begeisterung.
Programmiertes Lego
Gar keine Berührungsängste hatten die Teilnehmer des wie üblich überlaufenen Robotik-Kurses. „Ich biete das jedes Jahr an – und es ist immer so voll“, berichtete Eva Marie Korrell, die im echten Leben naheliegend Mathe und Informatik unterrichtet. Nicht mehr Fisher Price, sondern Lego Spike ist das Mittel der Wahl, um aus den berühmten Steinen gebaute Konstruktionen für Bewegungsmuster zu programmieren. Neben vielen Jungs mischten zwei Mädchen mit. Sie durchbrachen damit kein Rollenmuster, keine Präferenz, aber das wird vielleicht nie so ganz geschehen (müssen), so lange alles allen offensteht. Bei der Akademischen Feier der frischgebackenen Abiturienten fiel unlängst auf, dass beispielsweise Mathe- und Chemie-Leistungskurs mehrheitlich, aber nicht ausschließlich durch Jungs belegt waren. In ein paar Jahren, wenn die bei der Projektwoche hauptsächlich angesprochenen Fünft- bis Siebtklässler ihren Abschluss machen, mag die Verteilung nochmal eine andere sein.
In vielen Studienfächern bilden Mädchen längst die Mehrheit, in den sogenannten MINT-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) ist das längst nicht der Fall. Die Industrie (4.0) freut sich zwar auch besonders über weiblichen Nachwuchs, ist aber schon froh, wenn überhaupt wieder mehr junge Menschen den MINT-Weg einschlagen. Darum setzen Unternehmen früh und unterstützend über Schulen gern schon in jungen Jahren an, um zu motivieren.
Einige der Teilnehmer des Robotik-Kurses kannten zumindest Ähnliches von daheim, alle waren Korrell zufolge Schnellmerker. Und bewusst wollte sie nicht ständig etwas vorgeben, sondern der Kreativität Raum geben. Was auch aus ihrer Sicht zu bemerkenswerten Resultaten führte. Wie „Roby, der Hüpfer“, der nicht über Räder, sondern mit gewinkelten Schienen vorankommt – präsentiert von Mats und Nicolai.
Kraft behutsam aufbringen
Ein Heimspiel in jeder Hinsicht hatte Sam (12), seit rund zwei Jahren aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Heppenheim Mitte. Mit Sulayman demonstrierte er ein schweres Gerät, das die Einsatzkräfte beispielsweise brauchen, um an ein im Auto eingeklemmtes Unfallopfer heranzukommen. Ganz behutsam, mit Tennis- und sogar Tischtennisbällen simuliert, griffen die Jungs über besagtes Gerät zu: Um sozusagen den Menschen zu retten, ohne ihn oder sie zu gefährden. Mit einer kleinen Portion Stolz schaute Anna Bretthauer zu, die das Angebot mit Stadtbrandinspektor Christian Stadler leitete, Mathe und Chemie unterrichtet – und Feuerwehrfrau in Bensheim ist.
Das Weiterkommen in Räumen mit (rauchbedingt) kaum Sicht stand wie der Besuch der DLRG auf dem Programm – „zu Eins-zu-Eins-Betreuung, hat man auch nicht überall“, hob Sam hervor. Er bedauert, dass Achtklässler schon nicht mehr mitmachen können bei der Projektwoche. Freunde hätten das jedoch als Ausbilder geschafft. Das hat Sam auch vor und praktizierte Maximilian wieder, beim am Donnerstag auf dem Schulhof absolvierten Rundlauf-Tennis. Tatsächlich ging es Montag bis Mittwoch darum, für den Sport zu begeistern. Der TC Heppenheim stellte gern Plätze zur Verfügung. Maximilian spielt in Bürstadt, ist 16 und weiß, dass in dem Alter viele abspringen. Er hofft wie die Aktiven der Feuerwehr natürlich auch im Zuge der Projektwoche auf frischen Nachwuchs, der dann möglichst bei der Stange bleibt.
(c) Echo-Online 15.07.24