Auszeichnung: Rotary Club Bensheim-Südliche Bergstraße vergibt drei Jugendpreise für besonderes Engagement / Je 1000 Euro für drei Preisträger
Der Rotary-Jugendpreis 2024 wurde am Sonntag im Lorscher Museumszentrum vergeben. In diesem Jahr hat der Rotary Club Bens-heim-Südliche Bergstraße zwei Jugendliche und ein Schulprojekt aus-gezeichnet. Gewürdigt wurden junge Menschen, die sich in herausragender Weise für andere Menschen und die Gemeinschaft engagieren.
Die Preisträger durften sich über öffentliche Anerkennung und Geldpreis von jeweils 1000 Euro freuen.
Der Serviceclub in Bensheim und der Metropolregion Rhein-Neckar hatte den Preis „Jugend hilft!“ zum vierten Mal ausgeschrieben. Angesprochen waren erneut Jugendliche und junge Erwachsene bis maximal
21 Jahren, die sich im sozialen, schulischen, kulturellen, sportlichen oder auch kirchlich-religiösen Bereich für andere stark machen. Bis Mitte April sichtete der Club 20 Direktbewerbungen oder Nominierungen durch Dritte.
Die Jury bestand unter anderen aus der amtierenden Präsidentin Elisa Bartels und ihrem Vizepräsidenten und kommenden Nachfolger Thomas Fichtl. Der Rotarische Jahreswechsel mit der Stabübergabe fand am darauffolgenden Montag in Bensheim statt. weitere Juroren waren der Bergsträßer Jugendamtsleiter Kai Kuhnert, Ulrich Androsch (Geschäftsführer Naturschutzzentrum Bergstraße) sowie Martin
Schuster von Jungkolping Bensheim. Elisa Bartels begrüßte im Paul-Schnitzer-Saal Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Darunter auch die Hessische Staatsministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, Diana Stolz, die auch Schirmherrin der diesjährigen Preisverleihung war. Die Bensheimerin würdigte die Leistungen der Preisträger. Es sei richtig und wichtig, dass ihnen der Service-Club mit dem Preis eine öffentliche Anerkennung zukommen lasse. „Die junge Generation will Zukunft gestalten.“ Stolz sprach von „Helden der Demokratie“.
Einer von ihnen ist Daniel Kroh aus Lampertheim, Mitglied im dortigen Kanu-Club und nicht nur sportlich ganz vorn unterwegs. Seit einem Jahr betreut er ein neues Mitglied, einen 16-jährigen Jugendlichen mit einer autistischen Entwicklungsstörung. Kroh war schnell klar, dass das er besonderer Zuwendung benötigt und kümmerte sich fortan um ein persönliches Trainingsprogramm, das bald von Erfolgen gekrönt war.
Doch die bislang drei Regatta-Siege sind nur der sportliche Aspekt: der junge Lampertheimer, der eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger absolviert, will aktiv dazu beitragen, dass in der Gesellschaft jeder Einzelne akzeptiert wird und sich entsprechend seiner Fähigkeiten, Ziele und Wünsche verwirklichen kann. „Das ist für mich wahre Inklusion“, betonte er im Museumszentrum. Es gehe darum, für jeden eine liebevolle, fördernde Umgebung zu schaffen anstatt Menschen zu isolieren oder auszugrenzen. „Es braucht eine Kultur der Teilhabe und des Respekts“, so Daniel Kroh in einer bemerkenswerten Rede, in der er die Einzigartigkeit des Individuums als Bereicherung der Gesellschaft unter-strich. Er fühle sich durch den Preis gewürdigt, wenngleich er die Unterstützung anderer Menschen für sich als Normalität begreift. Auszeichnung an Schülervertreterin Aylin Erdogan vom Uberwald-Gymnasium in Wald-Michelbach versteht sich als Vorsitzende der Kreisschülervertretung Bergstraße sowie der hessischen Landesschülervertretung nicht nur als Sprachrohr der Jugend, sondern als Stimme all jener, die nicht für sich selbst und über ihre Belange sprechen können oder wollen. „Diese Arbeit lebt von Partizipation, Dialog und Kommunikation.“ Ihr Ehrenamt habe sie im Leben in vielerlei Hinsicht bereichert, so Aylin Erdogan. Als Vorsitzende des Jugendbeirats ihrer Schule hatte sie 2022 auch bei einer Kundgebung für den Frieden sowie in diesem Jahr in Heppenheim bei einer Demo gegen Rechts gesprochen. Dabei ging es auch um die Integration von Menschen mit einem Migrationshinter-grund, die in zweiter oder – wie sie – in dritter Generation in Deutschland leben. Es sei auch das positive Feedback aus diesen gesellschaftlichen Bereichen gewesen, das sie für ihre weitere Arbeit motiviert habe, sagte sie im Schnitzer-Saal.
Ausgezeichnet wurde zudem ein Schulprojekt, das am Heppenheimer Starkenburg-Gymnasium konzipiert worden war: „Gegen das Vergessen – Jüdisches Leben in Heppenheim“ ist ein von Schülern erarbeiteter Stadtplan, der einen Rundgang zu den wenigen noch existierenden Zeugnissen des Judentums anleitet und Menschen aus Heppenheim vorstellt, die nur wegen ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt und vertrieben oder getötet wurden. Entstanden war die Idee vor mehr als einem Jahr im Geschichtsgrundkurs der Abschlussklassen des Gymnasiums unter der Leitung von Anna Wenner. In Zusammenarbeit mit Museum, Stadtarchiv und mit der Unterstützung durch Vereine Heppenheims, die sich mit der lokalen Vergangenheit beschäftigen, ist ein Wegweiser zu acht Stationen in der Kreisstadt entwickelt worden, der mit kurzen Erläuterungen und QR-Codes als Wegweiser dient. Marie Dreiling und Lena Hennig haben das Projekt in Lorsch vorgestellt und den Preis stellvertretend entgegengenommen.
Elisa Bartels gratulierte allen Siegern und freute sich über die gewachsene Reichweite des Jugend-preises, der unter der Zielgruppe sowie unter Lehrern und Eltern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit genie-ße. Ihr ausdrücklicher Dank galt Professor Joachim-Felix Leonhard, der das Konzept 2018 vom bayrischen Club Traunstein an die Bergstraße importiert und hier neu initiiert hat-te. Als Ideengeber wurde Leonhard zum Projektbeauftragten. Die Verleihung findet alle zwei Jahre statt.
Der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf betonte die Bedeutung des Ehrenamts für die Architektur einer stabilen demokratischen Gesellschaft auf allen Ebenen – vom sozialen über den kulturellen und sportlichen bis zum
kirchlich-karitativen oder auch kommunalpolitischen Bereich.
„Niemand engagiert sich freiwillig, um einen Preis zu gewinnen“, so Schimpf. Ehrenamtler agierten aus Freude, Leidenschaft und aus Überzeugung für eine Sache. Wer dies tut, dürfe sich ein Diener der Demokratie nennen. Es gehe darum, über gelebtes Miteinander die Menschen zusammenzuführen anstatt Gesellschaft zu spalten.
Auch die Erste Lorscher Stadträtin Eva Grabowski, die die Grüße des Bürgermeisters übermittelte, unterstrich den Wert des Ehrenamts. Der Preis soll vor allem auch ein Ansporn sein, sich weiterhin zu engagieren und als Vorbild für andere zu dienen.
Musikalisch umrahmt wurde das Programm von den beiden jungen Klaviertalenten Luca Römer und Jonathan Kaluza, die beide beim Regionalwettbewerb
„Jugend musiziert“ schon mehrere erste Preise erzielt haben und auch als Duo schon reüssieren konnten.