Das Angebot ist groß, die Jugend teilweise recht überfordert. Eine Entwicklung, die Nadine Merten immer häufiger feststellen muss. Sie ist am Starkenburg-Gymnasium für die Berufsorientierung zuständig und stets bemüht, den Schülern die Vielfalt ihrer Möglichkeiten aufzuzeigen. Am vergangenen Freitag fanden daher mehrere Vorträge für die Schüler der zwölften und dreizehnten Klassen statt.
Referenten aus verschiedenen Berufssparten waren gekommen, um in kleinen Gruppen Einblick in ihren Alltag und die Arbeit zu geben. Welche Aufstiegs- und Weiterbildungschancen gibt es, welche Interessen und Fähigkeiten sollten potenzielle Bewerber haben, und wie kann ich mich bestmöglich qualifizieren? Fragen gab es viele. Nadine Merten sagte, dass sie das Gefühl habe, dass viele der Jugendlichen länger Kind sind, als das vielleicht noch in anderen Jahrgängen war. „Was prinzipiell nichts Schlechtes ist“, betont die Lehrkraft.
Schüler möchten die Welt sehen
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Andrea Herlitze (Deutsch, Geschichte) war sie für die Koordination der Vorträge zuständig. Herlitze erklärte, dass viele Kinder heute behüteter aufwachsen. Außerdem, so Merten weiter, habe Corona einen großen Einfluss auf die Entwicklung gehabt. Unzählige Schüler möchten die Welt sehen. Nach der Schule reisen. Fremde Länder, aber auch sich selbst richtig kennenlernen. Hoch im Kurs stand daher der Vortrag von Simone Wagner des AIFS-Teams. Sie erklärte, dass es die unterschiedlichsten Möglichkeiten gebe, im Auslad seinen Horizont zu erweitern: Work and Travel, Studium, Au Pair und mehr. Mit zwölf Programmen in 25 Ländern könne für jeden das passende Konzept gefunden werden.
„Ob ein Schuljahr an einer High School oder ein mehrwöchiges Freiwilligenprojekt, an dessen Ende du ein paar Tage im Surfcamp anschließt – alles deine Entscheidung! Unsere Programme passen zu deinen individuellen Wünschen und sind perfekt für ein Gap Year, in Auslandsjahr oder ein Austauschjahr geeignet“, so die Referentin. Nadine Merten bestätigt: Gab es noch Jahrgänge, in denen nach dem Abitur keine Zeit verloren und schnellstmöglich in Studium oder Beruf gestartet werden sollte, hatten die Jugendlichen oft Angst, nicht anzukommen und etwas Geeignetes zu finden, sei die die Einstellung heute meist eine andere. „Natürlich trifft das nicht auf alle Schüler zu. Es gibt auch jene, die einen festen Plan haben und darauf alles ausrichten“, betont die Lehrerin.
Jura, Wirtschaftsprüfung, Technik
Eine Mehrheit aber sei etwas orientierungslos. Sie gilt es, an die Hand zu nehmen und ihnen die Informationen anzubieten, die sie brauchen. Einblick gab es beispielsweise auch in das Themenfeld Jura der Universität Heidelberg. Dafür war Dr. Daniel Kaiser gekommen. Aus dem Bereich Wirtschaftsprüfung und Steuer unterrichtete Berater Dr. Alexander Wünsche. Und zu Technik, Innovation und Studium als Einstieg bei Hitachi Energy referierte Andreas Toth.
Daneben gab es noch spannende Einblicke in das Leben an der Bundespolizeiakademie, in die Pharmazie, den Rettungsdienst als freiwilliges, soziales Jahr und die Arbeit von Immobilienkaufleuten. Hoch im Kurs stand außerdem der Vortrag der Bundeswehr – bei dem die unzähligen Karrieremöglichkeiten aufgezeigt wurden. „Der Vertreter ist in Uniform gekommen, das schindet Eindruck“, glaubte Andrea Herlitze. Außerdem habe die Bundeswehr eine gute Ansprache an die Zielgruppe gefunden und sei beispielsweise auch in sozialen Netzwerken sehr aktiv.
(c) Echo-Online, 28.01.25