Missglückter Start ins Weltall auf Heppenheimer Schulhof

Mitte Juli 2023 erreichte erstmals ein Stratosphärenballon des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums nach einem Start mit Volksfestcharakter eine Flughöhe von über 30 Kilometern. Ein integrierter Fallschirm brachte die angehängte Messvorrichtung nach Platzen des Ballons anschließend knapp 120 Kilometer nordöstlich von Heppenheim, zwischen Bad Brückenau und Steinau, sicher zur Erde zurück. Danach hatten die Neuntklässler über Wochen und Monate Unmengen von Daten zur Verfügung, mit denen sie sich in ihrem Naturwissenschaftlichen Kurs beschäftigten. Ein ebenso lehrreiches wie unterhaltsames Experiment, das an diesem Donnerstag wiederholt werden sollte – das aber leider schiefging.

Ein Baumwipfel beendet die hochfliegenden Pläne

Bei strahlendem Sonnenschein, aber starkem Wind hob der gasgefüllte Ballon in der Mittagszeit unter dem Jubel zahlreicher Zuschauer zwar wie vorgesehen ab, die Sonde mit ihren diversen Messinstrumenten blieb aber schon wenige Sekunden später zur Enttäuschung aller Beteiligter in einem Baumwipfel hängen, der Ballon musste sich allein weiter auf den Weg Richtung Weltall machen. Dass die Feuerwehr auf Bitte der Schulleitung das verunglückte Anhängsel später bergen wollte, reduzierte zwar den materiellen Schaden (der sich in bescheidenen Grenzen hielt, für Ballon, Sonde und Messinstrumente wurden rund 700 Euro ausgegeben), die auch bei diesem Start für den Unterricht erhofften Daten aber fehlen nun.

„Kein Problem“, konnte Eva Nagel einen Schüler beruhigen, der wissen wollte, ob und wie es denn nun weitergehe mit dem NaWi-Kurs des Jahrgangs 9, der in den vergangenen Wochen mit viel Engagement und Begeisterung am Projekt gearbeitet hatte. Mit diesem Experiment sollte herausgefunden werden, wie sich Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit in großer Höhe verändern und welchen Einfluss sie auf verschiedene Objekte haben: An Bord waren Milchprodukte, Orangensaft, Löwenzahn und ein kleiner luftgefüllter Ballon.

Die Sonde des Wetterballons wurde mit Sensoren (Kameras, GPS und einiges mehr) ausgestattet, die während des Fluges kontinuierlich Daten an eine Bodenstation hätten senden sollen. Bis auf eine Höhe von bis zu 35 Kilometer – also weit über die Wolken hinaus – sollte der Ballon aufsteigen, bevor die Sonde schließlich von einem Fallschirm gebremst zur Erde zurückkehren sollte.

Dass das nicht geklappt hat, ist für die Jungforscher natürlich schade. Denn das jetzt zum zweiten Mal durchgeführte Projekt verbindet Theorie mit Praxis und trägt dazu bei, das Wetter und die Atmosphäre besser zu verstehen. Wie geht es unserer Erde? Welchen Einfluss hat der Klimawandel schon jetzt auf den Planeten und seine Systeme? Dabei geht es nicht nur um das Erfassen und Auswerten von Wetterdaten, sondern auch um physikalische, geografische und technische Fragestellungen. Zudem bietet das Projekt die Möglichkeit, ein wissenschaftliches Experiment selbst zu planen und durchzuführen.

Dieses Planen, Bauen und Organisieren dürfte trotz des negativen Ausgangs nachhaltige Wirkung entfalten. Denn unter der Leitung des Referenten für digitale Bildung des Kreises Bergstraße, Jan Fuchs, und ihrer Kurslehrerin konnten die Jungen und Mädchen reichlich Erfahrungen sammeln – egal ob es um Materialbeschaffung, Zeitabläufe beim Bau oder den Umgang mit staatlicher Bürokratie ging. So musste für den Start des Ballons, der sich beim Aufstieg in die Stratosphäre bis auf 13 Meter Durchmesser aufbläht, beispielsweise eine Genehmigung beim Regierungspräsidium Darmstadt eingeholt werden. Auch nach dem missglückten Start ist es aber nicht vorbei mit den Experimenten, und eventuell wird auch die jetzt am Baumwipfel gescheiterte Sonde noch einmal zum Zug kommen.

Spaß am Machen und daran, eigene Projekte umzusetzen

Wer sich für diese Art des Experiments interessiert, kann sich beim Kreis Bergstraße anmelden. Jan Fuchs betreut auch den „digi_space“, einen „Ort für Innovationen“. Dabei können Schüler außerhalb des Unterrichts digitale Technologien erleben, erlernen und eigene Ideen umsetzen. Ob Kommunikation, IT, Robotik oder 3D – der digi_space stellt die digitalen Technologien für Projekte zur Verfügung. Grundvoraussetzungen sind Spaß am Machen und die Motivation, Projekte zu verwirklichen. Plätze für den Bau eines Stratosphärenballons gibt es in den Sommerferien, der Robotikkurses für Legoteile ist ausgebucht.

Infos gibt es unter www.kreis-bergstrasse.de/themen-projekte/digitalisierung/digi-space/

(C) Echo-Online, 17.05.25