Wie das Starkenburg-Gymnasium zur „Bikeschool“ wird

Das Heppenheimer Starkenburg Gymnasium wird bald als dritte Schule im Kreis Bergstraße offiziell die Zertifizierung zur „Bikeschool“ erhalten. Bisher haben laut Homepage des zuständigen Vereins Bikepool nur die Mittelpunktschule Gadernheim in Lautertal und die Bensheimer Karl-Kübel-Schule die begehrte Auszeichnung erhalten. Der im April bevorstehenden Zertifizierung sind zwei arbeitsreiche Jahre vorausgegangen, wie Fachbereichsleiter Christian Behrens berichtet.

„Angefangen haben wir mit einer Radwerkstatt als AG am Nachmittag ganz ohne eigene Räder“, erzählt der Latein- und Geschichtslehrer Behrens, der das Projekt für die Schulleitung koordiniert und selbst begeisterter Radsportler ist. Zum 1. August vergangenen Jahres wurde die AG dann um eine Mountainbikegruppe erweitert.

Ein Glücksfall war dabei, dass der Sportlehrer Florian Mayer selbst bereits als Ausbilder bei Bikepool Hessen tätig ist: „Das war eine der ersten Fragen an mich, als ich ins Kollegium kam, ob wir zur Bikeschool werden können.“ Der Verein Bikepool engagiert sich im Auftrag des hessischen Kultusministeriums für die Umsetzung von Fahrradangeboten an Schulen und die Fortbildung interessierter Lehrkräfte. Außerdem hilft er bei der Beratung hinsichtlich der Auswahl von Fahrrädern.

„Bikepool bietet eine viertägige Ausbildung für Lehrkräfte rund um das Thema Fahrrad an. Dabei geht es um die Basics wie Bremsen, Kurvenfahren, Schaltung, aber auch rechtliche Grundlagen“, erläutert Mayer. „Es gibt viele Möglichkeiten, mit dem Rad Spaß zu haben: zum einen die Mobilität an sich, aber auch die Fahrt durchs Gelände. Kinder, die gut im Gelände fahren können, sind auch gut in der Stadt unterwegs“, sagt er.

Schüler bekommen ein Mountainbike gestellt

Bei den Schülern kommt die neue Mountainbike AG gut an: Sieben Jungs aus den Klassenstufen 5 bis 8 sind regelmäßig am Mittwochnachmittag dabei. „Man lernt Vieles in der AG – wie man springt und Rampen baut und Räder repariert“, sprudelt es aus dem 14 Jahre alten Lukas heraus, der zu Hause ein eigenes „Fully“ – also ein vorne und hinten gefedertes Mountainbike – hat.

Doch nicht alle Kinder besitzen so ein kostspieliges Sportgerät und nicht jedes Rad ist fürs Moutainbiken und gewagte Sprünge über hölzerne Rampen geeignet. Da kam der Heppenheimer Radladen Bike Innovations ins Spiel. Inhaber Matthias Schwabe hat kürzlich insgesamt 24 Räder und Helme für die Schule besorgt – ohne selbst etwas daran zu verdienen, wie er sagt. Ein weiterer Vorteil schuleigener Räder: Jeder AG-Teilnehmer erhält ein Rad, das zu seinem jeweiligen Alter und seiner Größe passt.

Der Förderverein hat Rad-Ankauf ermöglicht

„Der Ankauf der Räder war nur Dank des Fördervereins möglich, der den Eigenanteil übernommen hat“, sagt Schulleiterin Katja Eicke. Die Hoffnung sei, dass die Räder lange halten. Eingesetzt werden sollen sie nicht nur in der Mountainbike AG sondern auch in der Ganztagsschule und im Sportunterricht der Oberstufe. Sie selbst habe ihr Rad bereits in die Schülerwerkstatt gebracht und sei begeistert über das Ergebnis gewesen. Die mit Spezialwerkzeug und Ersatzteilen gut ausgestattete Werkstatt stehe allen Schülern und dem Kollegium offen.

Die Übergabe des Zertifikats ist für den 1. April geplant. Damit verbunden ist auch die Rückerstattung eines Teils der Anschaffungskosten, wie Christian Behrens erläutert. Als Voraussetzungen für die Zertifizierung müssen die Schulleitungen hinter dem Nutzen des Radfahrunterrichts stehen und die Entwicklung an ihrer Schule unterstützen, Lehrkräfte für Fortbildungen freigestellt werden und ein eigener Bestand an Fahrrädern mit Werkstatt aufgebaut werden. „Ohne den Förderverein hätten wir nicht so früh starten können.“

Das nächste Ziel heißt Starkenburg

Noch kurven und springen die Schüler nur auf dem Außengelände des Starkenburg Gymnasium mit den Rädern umher. Doch das soll sich bald ändern: „Wir planen auch Ausfahrten ins Gelände, etwa zur Starkenburg. Bisher war das Wetter aber noch zu schlecht“, sagt Sportlehrer Jens Nickels, der die AG und Radwerkstatt leitet.

Er bedauert, dass sich bisher nur Jungs fürs Mountainbiken interessiert haben. Um das zu ändern, plant Nickels in der nächsten Projektwoche ein Angebot ausdrücklich nur für Mädchen. Bis zu 15 Schüler können an der AG teilnehmen – es ist also noch reichlich Platz. Die Jungs sind sich einig: Sie wollen alle weitermachen und freuen sich schon auf gemeinsame Besuche des Bikeparks in Bensheim.

(c) Echo-Online, 21.03.25