Gestaltet worden ist der Raum von der Anti-Rassismus-AG an der Heppenheimer Schule. Vor Ort finden Schüler Sitzgelegenheiten und Spielgeräte. Was es mit dem Raum auf sich hat.
Heppenheim. Am Starkenburg-Gymnasium in Heppenheim eröffnet ein sogenannter „Begegnungsraum“, ein Raum, der von der schuleigenen Anti-Rassismus-AG über ein halbes Jahr gestaltet wurde. Der Raum liegt etwas versteckt im neuen Gebäude hinter der Sporthalle. Es ist gleich der erste Raum rechts im Erdgeschoss.
Wer ihn betritt, findet eine Tischgruppe beispielsweise für Workshops und Bastelarbeiten vor; eine Couch mit Teppich zum Chillen oder Lesen; außerdem verschiedene Spielgeräte wie einen Minitischkicker, Minibillard und eine Minitischtennisplatte und ein Bücherregal. Die Couchelemente wurden vom Förderverein gestiftet. Durch die Teilnahme der Anti-Rassismus-AG an der Interkulturellen Woche kam es auch zu einer Spende der evangelischen und katholischen Kirchen, wovon die Spielgeräte angeschafft wurden.
AG hat sich schon 2020 gebildet
Hier öffnet die AG jetzt zweimal die Woche montags und mittwochs in den Pausen die Tür für alle, die einen Zufluchtsort, einen Schutzraum oder einfach auch nur Ruhe suchen. Die Anti-Rassismus-AG hat sich unter der Leitung von Melda Sezgin, Lehrerin für Ethik und Politikwissenschaften, schon 2020 nach dem Attentat in Hanau gebildet. Das im Ethikunterricht thematisierte Projekt „Say their names“ der neunten Klassen gewann den Bertha-von-Suttner Friedenspreis.
Eine jahrgangsübergreifende Gruppe aus zehn Schülerinnen und Schülern gehört heute der AG an. „Wir sind so pluralistisch, dass sich alle wohlfühlen“, sagte Frederik, der dieses Jahr sein Abitur macht. „Wir verstehen uns als ‚Safe Place’“, so Frederik weiter, was in der Jugendsprache eine inklusive Umgebung bedeutet, in der sich Menschen frei von Diskriminierung bewegen können.
„Zur Eröffnung vor zwei Wochen standen 150 Schüler und Schülerinnen Schlange“, berichtete Frederik. Das generelle Interesse bestätigte die Arbeit der AG. Es werden Bastelpausen angeboten und ein Kinoabend ist geplant; aber auch Workshops, die sich mit dem Thema Rassismus beschäftigen, finden statt. Die Schüler werden zu Anti-Rassismus-Beauftragten ausgebildet. Es gibt auch Kugelschreiber mit dem Aufdruck der AG, die sehr begehrt waren.
Gerade in den jüngeren Jahrgängen käme es vor, dass Mitschüler den Hitlergruß zeigten oder das N-Wort nutzten. Bekommen dies die Anti-Rassismus-Beauftragten mit, suchen sie das Gespräch mit dem Schüler oder der Schülerin. „Viele wissen gar nicht, was es damit auf sich hat, wir versuchen es ihnen dann zu erklären“, meinte Benedikt aus der Neunten und Nils hat für solche Fälle gleich eine Buchempfehlung. „Als die Welt uns gehörte: Drei Freunde“ von Liz Kessler ist 2022 erschienen und bekam 2023 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Es handelt von drei Jugendlichen und dem Holocaust.
Überlegung über Visitenkarten für Fünftklässler
Als nächsten Schritt überlegt die AG, Visitenkärtchen für die Neuen, die Fünftklässler, zu drucken. Froh darum, dass sich Schüler um diskriminierende Ausdrücke und Taten kümmern, ist auch Schulleiterin Katja Eicke. „Für viele Jüngere, die Diskriminierung erfahren, ist die Hemmschwelle, sich an einen Lehrer oder mich zu wenden, viel größer als an einen Schüler“, sagte Eicke.
Die Neuntklässlerin Bahinaz ist erst seit kurzer Zeit in der AG. „Mir ist es wichtig, dass alle Schüler sich wohlfühlen“, sagte sie. Außerdem würden es rassistisch handelnde Personen als Zustimmung empfinden, wenn niemand etwas dagegen unternehme. Wichtig sei es, den Betroffenen zuzuhören und zu helfen.
(c) Echo-Online, 07.03.2025