Warum der Kreis Bergstraße bei Schulen auf Modulbauweise setzt

Neubauprojekte an Schulen werden immer häufiger mit Modulen errichtet. Dabei gibt es oft Vorurteile. Der Schulträger möchte diese aus dem Weg räumen.

Landkreis Bergstraße. Wer an Module oder Container zur Unterbringung von Schülern denkt, dem kommen wohl zunächst die typischen orangefarbenen oder grauen Baucontainer in den Sinn, in denen Architekten oder Arbeiter der Baustellen sitzen. Alles andere als eine dauerhafte Lösung und einladend ohnehin nicht. Dass zwischen einem klassischen Baucontainer und dem fertigen Bau aus Modulen Welten liegen, will der Kreis Bergstraße nun klarmachen. Denn dies ist derzeit eine der bevorzugten Bauweisen, wenn es um Erweiterungen von Schulen geht – und das nicht nur als vorübergehende Lösung, sondern für dauerhafte Gebäudestrukturen.

Gerade rechtzeitig zum Start des neuen Schuljahres konnte etwa das Starkenburg-Gymnasium in der Kreisstadt Heppenheim seinen neuen Modulbau in Betrieb nehmen. Auch für die Zwingenberger Melibokusschule, die Wingertsbergschule in Lorsch, die Pestalozzischule in Lampertheim sowie die Sonnenuhrschule in Birkenau werden und wurden zur Schulerweiterung Modulbauten genutzt. „Die Module sind qualitativ hochwertig und keine Übergangs-, sondern eine Dauerlösung“, betont Landrat Christian Engelhardt (CDU). Man wolle „dauerhaft guten Raum für Unterricht bieten“. Längst ist die Modulbauweise nicht mehr unüblich. Das Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim etwa hat auf diese Weise 2017 seinen neuen Bettentrakt geschaffen.

Damit die neuen Gebäude nicht nach einer Übergangslösung aussehen, bekommen diese von außen eine andere Optik. Im Starkenburg-Gymnasium wurden beispielsweise einige Platten in Holzoptik angebracht. Auch ein Satteldach schmückt das neue Gebäude. Neun weitere Klassenräume, Toiletten und ein Lehrerzimmer sind im Neubau untergebracht. Dort sollen künftig die Fächer Darstellendes Spiel, Religion und Ethik unterrichtet werden.

In den vergangenen Jahren ließ der Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft des Landkreises schon häufiger mit Modulen bauen. Etwa am Goethe-Gymnasium oder am Alten Kurfürstlichen Gymnasium in Bensheim, erklärt Johannes Kühn, Betriebsleiter des Eigenbetriebs. So würden sich auch Eltern wie Schüler an die neue Bauweise gewöhnen. Ein Vorteil der Module sei es, dass sie prinzipiell gut erweitert werden können, falls dies nötig wird. Dennoch hätten die Module einen schlechten Ruf, würden oft als „Container“ negativ abgestempelt. „Wenn wir aber Module bauen, die länger als zwei Jahre stehen sollen, haben wir die Vorgaben wie bei ,normalen´ Gebäuden auch“, so Kühn. Etwa bezüglich des Wärmeschutzes. Die Räume des Neubaus des Starkenburg-Gymnasiums sind mit Heizungen und LAN-Dosen ausgestattet, WLAN soll in den kommenden Tagen folgen. „Unser Eindruck ist, dass das massivem Bau in nichts nachsteht.“

Ein Vorteil für die Module sei auch der ökologische Gedanke. „Die Module lassen sich sortenrein zurückbauen“, betont Kühn. Anders als etwa bei einem Massivbau. Die nächsten Module wolle man außerdem in Holz anschaffen, da diese noch CO2-neutraler seien. Diese Holzmodule sind derzeit etwa für die Pestalozzischule in Lampertheim sowie die Grundschule in den Kappesgärten in Bensheim geplant. Dort, wo die Module tatsächlich nur eine Übergangslösung darstellen, wie etwa in Zwingenberg, lassen sich die Module nach der Nutzung wieder abbauen und anschließend an anderer Stelle, wo benötigt, wieder aufbauen.

Beim Bau selbst wird nur wenig Zeit benötigt. Während vom Spatenstich bis zum wirklichen Ende und zur möglichen Nutzung eines Massivbaus oftmals Jahre vergehen, braucht die Errichtung in Modulbauweise lediglich einige Wochen. Am Starkenburg-Gymnasium wurde der Bau kurz vor den Sommerferien begonnen, und nun kann er bereits genutzt werden. Bis jedoch alles fertig eingerichtet ist, rechnet Kühn mit einer Gesamtbauzeit von rund zehn Wochen. Durch die vergleichsweise kurze Zeit war es so also möglich, den Bau in den Sommerferien zu erledigen, als ohnehin kein Unterricht stattfand und die Klassen somit nicht mit Baulärm belästigt wurden. Doch auch wenn Module während der Unterrichtszeit aufgebaut werden müssen, gehen die Arbeiten deutlich schneller vonstatten, und die Zeit der Lärmbelästigung wird deutlich kürzer. Die Module sind je nach Anbieterfirma bereits mit Fenstern, Sanitärinstallationen oder ähnlichem ausgestattet, werden dann angeliefert und vor Ort lediglich noch zusammengesetzt.

(C) Echo Online, 11.09.2023