Russland untersagt Kontakt zu Heppenheimer Partnerschule

Wegen des Krieges in der Ukraine muss das Starkenburg-Gymnasium den Kontakt zur befreundeten Schule in St. Petersburg kappen. Die Schüler engagieren sich indes für die Ukraine.

Als einzige Schule in Heppenheim bietet das Starkenburg-Gymnasium ab der neunten Klasse auch Russisch-Unterricht. Die Angriffe von russischem Militär auf die Ukraine beschäftigen die Schule der Kreisstadt besonders.

„Es ist eine riesige Verantwortung“, sagt Schulleiterin Katja Eicke über den Umgang mit der Kriegsthematik in Bezug auf die Schüler. Als sie am 24. Februar von den Angriffen auf die Ukraine erfuhr, habe sie direkt an die russischen und ukrainischen Familien ihrer Schüler gedacht. Sie und das Kollegium wollen die Kinder und Jugendlichen stärken, mit Offenheit und Transparenz an das Thema herangehen, aber den Schülern auch die Möglichkeit geben, sich rauszunehmen, wenn das für sie nötig ist.

Der Heppenheimer Lions Club sammelt ebenfalls Spendengelder, um die Opfer des Krieges in der Ukraine zu unterstützen. Diese können an IBAN: DE97 5095 1469 0010 3311 54 mit dem Verwendungszweck „LIONS Ukraine“ überwiesen werden. (bib)

„Es sind auch teilweise Lehrer und vor allem Referendare auf mich zugekommen und haben gefragt: Wie machen wir das jetzt?“, berichtet Eicke. Bei einer Krisensitzung des Schulleitungsteams wurde dann die aktuelle Situation besprochen.

Kontakt sei nicht mehr erlaubt

Eigentlich hatte Russisch-Lehrerin Henrike Busse gerade wieder engeren Kontakt zur Partnerschule „No. 605“ in Sankt Petersburg aufnehmen und Pläne für die Zukunft schmieden wollen, weil sich die Pandemie womöglich dem Ende zuneigt beziehungsweise Regelungen gelockert werden. Doch am vergangenen Mittwoch erfuhr Eicke, dass der Kontakt zur russischen Schule „gekappt werden muss“. Die beiden Schulen würden sich den Austausch zwar wünschen, von russischer Seite aus ist dies allerdings nicht mehr erlaubt. „Das macht mir Sorgen“, räumt Eicke ein. „Gerade die Jugendlichen müssen sich doch austauschen.“ Sie hoffe sehr, dass es irgendwann wieder weitergehen kann.

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Die aktuellen Nachrichten werden insbesondere im Russisch-Unterricht besprochen. „Wir vergleichen auch die Berichterstattungen aus der Ukraine und Russland und analysieren sie“, berichtet Julia Varycheva, die sich in der Schülervertretung (SV) des Gymnasiums engagiert. Die Zwölftklässlerin hat selbst ukrainische Wurzeln und wird regelmäßig von den Lehrern gefragt, wie es ihr gehe.

Doch nicht nur im Fach Russisch ist der Krieg in der Ukraine ein Thema. „So ziemlich in jedem Unterricht haben die Lehrer angeboten, darüber zu reden“, sagt SV-Mitglied Leonidas Ziegler. Schulsprecher Nils Hoffmann hat es in seinen Kursen ebenso erlebt: „Mindestens in der Hälfte der Fächer waren alle sofort bereit zu reden.“

Im Heppenheimer Gymnasium gibt es sowohl Schüler ukrainischer Herkunft als auch russischer. „Wir versuchen damit sehr sensibel umzugehen“, sagt Eicke. Bislang seien größere Streitigkeiten ausgeblieben. Lediglich aus der Unterstufe hatte ein Fünftklässler der Schülervertretung von Anfeindungen gegen russische Kinder berichtet. Der SV ist es daher wichtig, die Schüler darauf hinzuweisen, dass es „ein Putinkrieg ist und dieser nicht aus dem Volk kommt“, so Hoffmann.

Jeremy Toth, dessen Vater Vize-Präsident beim Heppenheimer Lions Club ist, machte die Schülervertretung auf eine mögliche, gemeinsame Aktion aufmerksam. So sammelte die SV des Starkenburg-Gymnasiums nun bei einer internen Aktion Sachspenden für ein Krankenhaus, ein Flüchtlingslager sowie die Männer, die in der Ukraine bleiben mussten. Mittwoch und Donnerstag konnten die Schüler und Angehörigen des Starkenburg-Gymnasiums ihre Spenden in den Pausen vorbeibringen. Eine große und offizielle Aktion wollte die Schülervertretung nicht anstoßen, da für den Transport lediglich zwei Laster eingeplant waren.

Für die Sachspenden steht der Lions Club in engem Kontakt mit Personen in den ukrainischen Städten Tscherkassy, Charkiw und Uschhorod. „Man hört oft, dass die Helfer vieles schon haben. Aber besonders medizinisches Material wird gebraucht“, erklärt Schulsprecher Hoffmann. Neben Krücken, Masken und Verbänden gibt es aber beispielsweise auch Schlafsäcke und Konservendosen für die Betroffenen im Kriegsgebiet.

Neben der Aktion, die von der Schülervertretung organisiert wurde, möchte auch die Schulleitung einen Beitrag leisten. „Wir haben uns direkt beim Schulamt gemeldet, dass wir Kinder, die in unser Altersspektrum passen, auch gerne beschulen“, so Eicke. Sie hofft, dass geflüchtete Kinder so wieder Struktur finden können.