Viertel vor Acht. Während wir noch damit beschäftigt sind, den mordsschweren Kühlschrank über den Hof zu buxieren, trudeln bereits Schüler:innen ein. Das Herz geht mir auf, als die ersten in Kostüm an uns vorbeistolzieren.
Da es sich um den ersten Mottotag nach zweieinhalb Jahren Corona handelt, waren wir natürlich im Vorhinein angespannt: Was, wenn niemand sich entsprechend anzieht? Wenn die neuen Jahrgänge etwas missverstehen? Wenn wir uns bei der Menge der Getränke verschätzt haben?
Doch die Sorgen vergehen mit jeder in Klamotte ankommenden Person ein bisschen mehr. Der Plan scheint aufgegangen zu sein: Ein Thema, zu dem jede/r was hat, das aber trotzdem spannend ist und Möglichkeit für themenbezogene Angebote bietet.
Zwar bangen wir noch um das Wetter, denn der Himmel sieht düsterer aus, als uns lieb ist. Aber das Fundament – gute Stimmung und motivierte Schüler:innen – steht. Damit funktioniert der Aufbau um einiges leichter.
Zur ersten großen Pause ist (fast) alles bereit. Die Musik dröhnt laut und unsere Türsteher stehen mutig einem Meer aus Jacketts, Röcken, Hemden, Schminke und wilden Accessoires gegenüber. Die Scharen machen sich über die auf der Wiese aufgebaute Trinkbar her. Verkauft wird alles von KiBa bis Cosmopolitan (ohne Alkohol, versteht sich), sowie von der Q-Phase Eis am Stiel.
Daneben steht eine Traube an Personen dicht gedrängt um die Casino-Ecke. Angeboten werden Roulette, Blackjack und Poker. Außerdem begeistert unser Croupier Jannik mit Kartentricks. Es wird eifrig um Plastikchips gewettet – natürlich ist Echtgeld nicht erwünscht.
Zum Ende der Pause wenden sich alle Blicke zum Herzstück der Wiese: der rote Teppich. Über die Lautsprecher verkünde ich, dass der Kostümwettbewerb eröffnet ist. Alle Kandidat:innen stolzieren den (angeblich) „qualitativ sehr hochwertigen“ Teppich entlang. Zwischen Hochzeitskleid, Hawaiihemd und Zylinder ist alles dabei. Das Spektakel wird von unseren Paparazzi mit Blitzlicht beschienen.
Am Ende des Walks erwartet alle die 6-köpfige Jury. Diese tut sich nicht leicht mit der Entscheidung – schließlich haben wir mehr Teilnehmende als jemals zuvor. Doch sie können sich auf drei Personen/Teams einigen. Die finale Platzierung liegt aber wortwörtlich in der Hand der Zuschauer: Es wird nach Applaus entschieden. Als Preise gibt es drei Eisgutscheine.
Während der 3. und 4. Stunde bleiben einige Klassen noch da, sofern von der Lehrkraft erlaubt, andere müssen zurück in den Unterricht. Langweilig wird es nie. Mittlerweile wurde ein zweiter Casinotisch eröffnet. Business is booming.
Die zweite Pause bringt neues Programm: Alicia bringt den edlen Gestalten Tanz-Etiquette bei. Zu den Tönen von „Can you feel the love tonight” machen alle den Walzerschritt mit. Ich persönlich schaffe es grade so, meine Beine nicht zu verknoten. Nach dem gehobeneren Tanz folgt zur Auflockerung „YMCA“ und „Macarena“.
Letzterer wird auch noch fleißig von der Unterstufe weitergetanzt, als der eigentliche Mottotag bereits zu Ende ist.
Tatsächlich hat es den ganzen Vormittag über doch nicht geregnet. Ich bin erleichtert – der Regenguss hat bis zum Abbau gewartet. „It’s Raining Men“ spielt passenderweise, während wir durchnässt Tische wegtragen, Becher stapeln, miteinander quatschen und bereits den Mottotag für nächstes Jahr diskutieren.