Martin-Buber-Haus

– Weltruhm, der mit Heppenheim verknüpft ist

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Martin Buber, bekannter Schriftsteller, jüdischer Religionsphilosoph, Interpret des Chassidismus, Philosoph des Dialogs und Soziologe der Gemeinschaft, wird 1878 in Wien geboren und stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, in der er keine streng jüdische Erziehung erlebt; die Bräuche des Judentums werden ihm dennoch nähergebracht.

Seine Karriere als Publizist und Schriftsteller beginnt 1904, nachdem er zuvor in Wien, Leipzig und Berlin studiert hat. Seine Frau Paula unterstützt ihn bei der Fertigstellung seiner Werke. Sie hat Germanistik studiert und verfasst Romane und Erzählungen unter dem Pseudonym Georg Munk.

Das Ehepaar Buber bekommt zwei Kinder: Eva und Rafael. Die kleine Familie lebt zunächst in einer Mietwohnung in Berlin-Zehlendorf. Das Leben in der Großstadt gefällt der Familie aber nach zehn Jahren nicht mehr, da sie hier nicht zur Ruhe kommen kann. Daher wird ab 1915 nach einem Haus gesucht, das von mehr Natur umgeben ist, sodass das Schriftsteller-Ehepaar ungestört seiner Leidenschaft des Schreibens nachgehen kann.

Als sich Martin Buber 1915 auf einer Erholungsreise in Lindenfels im Odenwald aufhält, verliebt er sich in die Gegend. Das Haus in Heppenheim an der Ecke der Werlestraße mit Blick auf den Graben bietet der Familie alles, wonach sie gesucht hat. So ziehen Bubers 1916 von Berlin nach Heppenheim.

Auch wenn jüdische Feiertage im Hause Buber gefeiert werden, ist Martin Buber kein aktives Mitglied der jüdischen Gemeinde. Dennoch sei er dort wohl „der Mann [gewesen], der am meisten über jüdische Kultur und jüdische Geschichte wusste.“

Während Martin Buber oft den ganzen Tag in seinem Arbeitszimmer sitzt und an seinen Werken arbeitet, kümmert sich seine Frau um die Erziehung der Kinder, nicht nur um die von Eva und Rafael, sondern auch später um die der beiden Enkelinnen Barbara und Judith.

Ab 1921 ist Martin Buber am freien jüdischen Lehrhaus in Frankfurt tätig, zusätzlich beginnt er 1924 an der Frankfurter Universität zu lehren. Die 20 Jahre in Heppenheim bezeichnet Buber selbst als „inhaltsreiche Jahre“. Auf dem Höhepunkt seines Schriftstellerdaseins verfasst er 1923 sein bekanntes Werk Ich und Du. 1925 beginnt er, zusammen mit Franz Rosenzweig, die hebräische Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Dieses Projekt bringt er 1961, nach dem Tod seines Partners, allein zu Ende.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ändert sich das friedliche Leben der Familie Buber. Die judenfeindlichen Aktionen, wie eine illegale Hausdurchsuchung im März 1933, dokumentiert Martin Buber in Briefen. 1935 wird die Familie Opfer nationalsozialistischer Demonstrationen, als während eines Zeitraumes von zwei Wochen morgens um 6 Uhr Schulkinder am Hause Buber vorbeiziehen und laut singen: „Wenn erst das Judenblut vom Messer spritzt.“

Im gleichen Jahr wird während eines Schwimmbad-Besuches der Enkelinnen Barbara und Judith das Schild „Juden unerwünscht“ aufgehängt. Obwohl Bademeister und Kassierer die beiden weinenden Mädchen zum Bleiben überreden wollen, da es sich ja um kein Verbot handele, werden Barbara und Judith sofort von einer Hausgehilfin abgeholt; das Heppenheimer Schwimmbad haben sie nicht mehr betreten.

Aufgrund des steigenden Drucks wandert die Familie im März 1938 nach Palästina aus – sie kehrt nicht mehr nach Heppenheim zurück.

Martin Buber bekommt eine Lehrstelle an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Im Alter von 87 Jahre verstirbt der Philosoph 1965 in Jerusalem, ohne jemals von seinem Hauptanliegen – der Vermittlung zwischen Juden und Christen – abgekommen zu sein.

Das Heppenheimer Wohnhaus der Familie wird während der Ausschreitungen der Reichspogromnacht verwüstet, bevor es 1941 zwangsenteignet wird und in den Besitz des Kreises Bergstraße gelangt. Eine Heppenheimer Bürgerinitiative verhindert 1976 den geplanten Abriss des Hauses, woraufhin es restauriert und unter Denkmalschutz gestellt wird. Seit 1979 ist das Haus an der Ecke Graben und Werlestraße das Generalsekretariat des „Internationalen Rates der Christen und Juden“ und weit über Heppenheim hinaus bekannt als eine Stätte der Information und des Dialogs.

(Text von Emma Deckenbach und Giulia Sanna, beide Abitur 2023.)

Mit Unterstützung des Museums und Stadtarchivs Heppenheim sowie des Fördervereins des Starkenburg-Gymnasiums.