„iPad-Klassen“ haben sich in Heppenheim bewährt

Nicht nur die Schulleitung, sondern auch die Schüler des Starkenburg-Gymnasiums halten viel von ihrem digitalen Unterricht

„Es reicht nicht, den Leuten ein Tablet in die Hand zu drücken und zu sagen: Wir sind jetzt digital“, sagt Christian Schickling. Der Deutsch- und Englisch-Lehrer ist nicht nur IT-Beauftragter des Starkenburg-Gymnasiums, sondern auch Teil des vierköpfigen „Digital-Teams“. Im vergangenen Schuljahr wurden die „iPad-Klassen“ eingeführt. Das Pilotprojekt zeigte, wie die Digitalisierung wirklich im Schulalltag ankommen kann. Nicht nur das Gymnasium selbst hält daher an der Unterrichtsart fest. Auch die Frankfurter Goethe-Universität wird nun die Schule empirisch begleiten. So könnte das Starkenburg-Gymnasium Vorbild für weitere Schulen werden.

Auf den Tischen der Elftklässler liegt beim Pressetermin kaum etwas – außer den Tablets. Lediglich vereinzelt haben die Schüler Mäppchen an ihrem Platz. iPad, passende Tastatur und Stift dominieren das Bild. Es ist das zweite Schuljahr, in dem die Schüler der elften Jahrgangsstufe in jedem Fach mit dem Tablet arbeiten. Asib hatte sich bereits darauf gefreut. „Wenn wir jetzt auf Papier schreiben, ist das schon komisch“, sagt er.

Das Pilotprojekt startete im Schuljahr 2022/23

Seine Sitznachbarin Katharina ist ebenfalls vom Konzept begeistert. „Vielleicht nicht in den niedrigeren Klassen“, gibt sie zu bedenken. Doch ihre Schwester nutze im Studium häufig das Tablet. So könne der Unterricht mit dem Tablet auf das Leben nach der Schule – in Ausbildung und Beruf – vorbereiten. Beide sind sich einig, dass der Unterricht mit Tablet ab der zehnten Klasse eine gute Idee ist.

Im Schuljahr 2022/23 startete das Pilotprojekt. Teils werden die Geräte von zu Hause mitgebracht. Wer keines besitzt, wird von der Schule ausgestattet. Möglich war und ist das durch eine Spende des Bensheimer Unternehmens „Baldur-Garten“. Etwa vier von fünf Schülern bringen jedoch ihr eigenes Gerät mit, schätzt Bettina Reinhardt, stellvertretende Schulleiterin. Dass die Schüler mit geliehenen Geräten von den anderen geärgert werden oder Ähnliches, haben Reinhardt und Schickling noch nie erlebt. „Die Sorge war aber natürlich da“, sagt Reinhardt.

Schulen können nicht das allumfassende Wissen vermitteln

Nun ist das Pilotprojekt seinen Kinderschuhen entwachsen. Im Unterricht sollen die Tablets aber nicht nur Papier und Stift, beziehungsweise das klassische Heft, ersetzen. Auch die Möglichkeiten, die verschiedene Programme bieten, sollen im Unterricht genutzt werden. So ist auch künstliche Intelligenz kein Thema, um das Schickling und die Kollegen im Unterricht einen Bogen machen. Vielmehr geht es darum, wie diese sinnvoll genutzt werden kann, um das eigene Können zu verbessern oder Informationen zu finden. Denn selbst arbeiten müssen die Jugendlichen durchaus noch. Bei Klausuren und auch Abiturprüfungen können sie nicht auf dem Tablet (und so mit dessen Hilfe) die Aufgaben erledigen, es wird nach wie vor auf Papier geschrieben.

Schulen können nicht das allumfassende Wissen vermitteln, darüber ist sich Reinhardt im Klaren. Daher sei es auch Aufgabe der Lehrer, den Kindern beizubringen, wo und wie sie Informationen finden können. Der Umgang mit den Tablets und wie diese im Unterricht genutzt werden können, war auch für viele Lehrkräfte Neuland. „Wir haben natürlich bewusst affine Lehrkräfte eingesetzt“, erklärt sie. Mit Einführungen, regelmäßigen Workshop-Angeboten und dem Austausch untereinander können die Lehrer fit werden und bleiben.

Nach verschiedenen Überlegungen wurde sich für iPads entschieden

Seit rund 20 Jahren sei das Starkenburg-Gymnasium beim Thema Digitalisierung bemüht. Oft wurde man auch belächelt, erinnert sich Reinhardt. Doch schon vor einigen Jahren galt man als „Notebook-Schule“ zu den digitalen Vorreitern in der Region. Und auch außerhalb der Tabletklassen werden teils iPads verwendet. Schüler der niedrigeren Klassen können ihr eigenes Gerät von Zuhause mitbringen. Ab der siebten Klasse ist das möglich, dann müssen Eltern das iPad anmelden und die Schüler einen „Führerschein“ für den richtigen Umgang machen. Rund 30 Prozent der Schüler würden dieses Angebot nutzen, so Reinhardt.

Generell hat sich das Starkenburg-Gymnasium nach verschiedenen Überlegungen für iPads entschieden. So können die Lehrer verwalten, was im Unterricht geschieht, das App-Angebot ist für alle gleich und auch die Fernsteuerung ist möglich. Außerdem müssen so die Lehrkräfte nicht für die verschiedensten Systeme geschult werden. Die Schulkonferenz stimmte dem zu.

nun alle Klassen ab der Stufe zehn zu „iPad-Klassen“ werden. Das erste Jahr kam bei Lehrern, Schülern und Eltern so gut an, dass das Konzept dauerhaft eingeführt wurde. Sehr lange hatte das Starkenburg-Gymnasium auch darum gekämpft, dass die Goethe-Universität Frankfurt das Projekt evaluiert, sagt Reinhardt. Das hat nun geklappt. „Darauf sind wir stolz.“ bib

(c) BA-Online 24.02.24