Heppenheimer Schüler gedenken Opfer des Nationalsozialismus

Die Gedenkveranstaltung in der Aula des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums wird am Montagmorgen mit einem Lied eingestimmt, dargeboten von Kathrin German und Philipp Gölz. Das Lied soll an eine Szene aus einem Konzentrationslager erinnern: Eine Mutter singt ihrem Kind „Wiegala“, ein tröstliches Schlaflied vor. Die Motivation der elf Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe war es, das Schicksal von Kindern und Jugendlichen im Konzentrationslager zu behandeln, denn in den Dokumentationen über die NS-Zeit werden diese häufig nicht berücksichtigt. Auch nicht im regulären Lehrplan, erklärt Susanne Dörsam, Geschichtslehrerin des Gymnasiums. Daher sei es den Jugendlichen der Jahrgangsstufe 13 (Grundkurs Geschichte) ein Anliegen gewesen, die Realität von Kindern und Jugendlichen zu präsentieren, berichtet die betreuende Lehrerin Anna Wenner. Mit dem direkten Bezug durch die Altersgruppe der NS-Opfer gewannen die Schüler, die dem Thema sonst schon aufgeschlossen und interessiert gegenüberstünden, einen noch näheren Zugang zur NS-Geschichte, erklärt Wenner.

Schulleiterin Katja Eicke führt die Veranstaltung mit der Erinnerung ein, dass es sich nicht nur um eine Erinnerung an Geschichte handle, sondern auch um ein Signal für die Gegenwart. Die Gedenkstunde richtete sich an die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen, die derzeit das Thema Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht behandeln.

Alltag geprägt von Angst und Zerstörung

Der Alltag von Kindern und Jugendlichen in Konzentrationslagern war geprägt von Angst, Zerstörung und Verlust. Doch immer wieder versuchten die anderen Inhaftierten, den Kindern Hoffnung zu schenken. Durch Musik, improvisierte Spielzeuge oder einen geheimen Unterricht, der die Kinder auf ein Leben nach dem Konzentrationslager vorbereiten sollte. Mit einer Mischung aus Musikstücken der Oper Brundibár und Vorträgen sorgten die älteren Schüler für eine eindrucksvolle Stimmung bei den Zehntklässlern, die als Publikum geladen waren. Bis zum Ende der Gedenkstunde war die Aula erfüllt von Stille. „Dass die Schüler so gebannt sind und nach einer Veranstaltung nicht direkt gehen, kommt sonst nicht vor“, resümiert Anna Wenner.

Auch um die Heppenheimer Widerstandskämpferin Katharina Katzenmaier sollte es an diesem Morgen gehen. In Ihrer Biografie „Vom KZ ins Kloster. Ein Stück Lebensgeschichte“ erzählt die spätere Benediktinerin von ihrer Zeit im Konzentrationslager, in der sie auch vielen Kindern begegnete. Untermalt von Illustrationen, die diese traumatische Zeit bebildern, wirken Katzenmaiers Erlebnisse greifbar. Aus diesen Memoiren rezitieren die Jugendlichen, um den Alltag in einem KZ für ihre Mitschüler nachvollziehbar zu machen.

Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten

„Die Geschichte soll sich nicht wiederholen“, erklären die Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe nach ihren Vorträgen. Obwohl das Thema keine „leichte Kost“ ist, sei es ihnen umso wichtiger, dessen Aussage zu vermitteln. Wie wichtig und aktuell das Thema sei, sehe man auch an den aktuellen Demos. Jedoch kritisiert Tobias Metz, dass es sich hierbei häufig nur um die Distanzierung zur AfD drehe und ein allgemeines Zeichen gegen Rechtsextremismus zu kurz komme. „Auch andere Parteien, wie die CDU, vertreten nämlich rassistische Ansichten“, mahnt der Schüler. „Uns ist einfach wichtig, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät“, betont Julia Lautenschläger abschließend.

Theresia Schiller

(c) Echo-Online 30.01.24