Heppenheimer Nachwuchsforscher geben Gas

Schüler des Starkenburg-Gymnasiums lassen im Rahmen einer Projektarbeit einen Ballon in die Stratosphäre aufsteigen. Warum neben viel Technik auch eine Kartoffel an Bord war.

HEPPENHEIM. Es waren nicht 99 Luftballons, wie Nena im Hintergrund sang, sondern es war nur einer, und der war auch nicht mit Luft, sondern mit Helium gefüllt. Außerdem war er, auch wenn er am Boden durchaus noch hätte zulegen können, deutlich größer als ein herkömmlicher Luftballon. Letzterer wäre kaum in der Lage gewesen, eine Sonde samt Datenlogger, zwei Kameras, ein GPS-Gerät sowie eine Kartoffel und einen Fallschirm 36 Kilometer hoch zu den Sternen, genauer: in die Stratosphäre, zu tragen. Und das vor den Augen seiner Erschaffer, Schülerinnen und Schüler des Naturwissenschaftskurses der Jahrgangsstufe 10 des Starkenburg-Gymnasiums.

Es hatte ein wenig von einem kleinen Volksfest, als die Nachwuchsforscher am vergangenen Mittwoch auf dem Gelände der Schule in Heppenheims Weststadt mit den Vorbereitungen für den Start des Flugkörpers loslegten. Ein harter Kern, von Mitschülern wie Lehrern immer wieder mit Applaus bedacht und tatkräftig unterstützt vom Referenten für digitale Bildung beim Kreis Bergstraße, Jan Fuchs, war eine gute halbe Stunde lang damit beschäftigt, Ballon und technische Ausrüstung zusammenzufügen und den Ballon vorsichtig mit dem Gas zu füllen. Zum einen musste genügend Auftrieb her, um das Ganze mit der geplanten Geschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde nach oben zu befördern, zum anderen musste sichergestellt sein, dass der Ballon in zunehmend dünneren Luftschichten nicht vorzeitig platzt – womit das Ende der Aktion besiegelt gewesen wäre.

Was die jungen Akteure mit Sicherheit bedauert hätten: Fast ein halbes Jahr lang hatten sich die Schülerinnen und Schüler mit den Vorbereitungen beschäftigt, nachdem sie von Eva Nagel, die die Fächer Chemie, Politik und Wirtschaft unterrichtet, nach dem Interesse an einem solchen Projekt befragt worden waren. Weltweit, erfuhren sie bei ihren Recherchen unter anderem, steigen täglich 3000 sogenannte Radiosonden in die Stratosphäre, 20 davon im Auftrag des Deutschen Wetterdienstes. Jährlich sind es allein in Deutschland etwa 7500 Ballons.

In diesen sechs Monaten wurden viele Themen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich diskutiert; beispielsweise wurde ausgerechnet, wie viel Gas und vor allem welches Gas benötigt wird. Zur Umsetzung des Projektes wurden mehrere Gruppen gebildet, die sich mit dem Aufbau des Experiments oder der Funktionstüchtigkeit und Anbringung der Kameras – die nach dem Start Bilder vom Flug in einen Raum im Obergeschoss des Gymnasiums übertrugen – beschäftigten. In der Woche vor dem Start wurden die einzelnen Bestandteile in und außerhalb der aus Styropor gefertigten Sonde dann zusammengestellt.

(c) Bürstädter Zeitung 10.07.23