Erweiterung des Starkenburg-Gymnasiums erst ein Jahr später

Hauptauslöser sind „die angespannten Marktverhältnisse“ in der Baubranche. Auswirkungen hat dies für den laufenden Schulbetrieb, aber auch für die Nutzung durch Dritte.

Vorerst ohne zusätzliche Klassenräume müssen die Schüler und Lehrer des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums auskommen. Erst zum Schuljahresbeginn 2023/24 sollen nun die neun neuen Klassenräume in Modulbauweise errichtet werden.

Schlechte Nachrichten für die Lehrer und Schüler des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums (SGH): Die ursprünglich zum Schuljahreswechsel geplante Erweiterung in Modulbauweise muss verschoben werden. Entsprechende Informationen dieser Zeitung bestätigen der Kreis als Schulträger und die Schulleitung um Rektorin Katja Eicke auf Nachfrage in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Ursprünglich sollten während der hessischen Sommerferien auf dem Schulgelände, im Bereich des Beachvolleyballfeldes, neun neue Klassenräume errichtet werden. Doch davon war und ist seit Beginn der Ferien nichts zu sehen. „Die Module […] können leider nicht wie geplant zur Verfügung gestellt werden. Die Bereitstellung der neuen Klassenräume muss auf das Schuljahr 2023/24 verlegt werden“, teilen Kreis und Schulleitung hierzu mit. Hauptauslöser für den Verzug sind demnach „die angespannten Marktverhältnisse“ in der Baubranche. Diese hätten „die Notwendigkeit der Anpassung des Projektzeitenplans“ nach sich gezogen.

Zur Erinnerung: Das Starkenburg-Gymnasium wechselt mit dem am Montag, 5. September, beginnenden neuen Schuljahr von G 8 zurück auf G 9. Nach einem Schuljahr 2021/22 ohne Abitur legen die jungen Erwachsenen künftig somit erst wieder nach 13 Schuljahren ihre Reifeprüfung ab. Doch mit dieser Änderung steige der Klassenbedarf auf insgesamt 42 Räume, heißt es aus dem Landratsamt. Darüber hinaus sei an dem Gymnasium im Zuge der Aufnahme von ukrainischen, afghanischen und syrischen Geflüchteten eine Intensivklasse eingerichtet worden.

Obendrein geht der neue Schulentwicklungsplan des Kreises in den nächsten Jahren von einem weiteren deutlichen Anstieg der Schülerzahlen aus. Die Planung des Erweiterungsbaus am Starkenburg-Gymnasium sieht daher neben dem verschobenen ersten Erweiterungsbau noch einen zweiten Bauabschnitt vor, der den Bedarf nach sechs weiteren Klassenräumen kurzfristig abdecken soll. Auch der Planungsprozess dieser Erweiterung laufe bereits. Zwischen Kreis und SGH wurde gemäß der gemeinsamen Stellungnahme hierfür eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit verabredet.

Aus Sicht von Schulträger und Schulleitung entstehen durch die Verzögerung für die Schülerschaft „keine größeren Hindernisse“. Die Schule habe durch ihre eigene Planung sichergestellt, „dass der Unterricht auch 2022/23 in gewohnter Weise stattfinden kann“. Erleichtert dürften darüber vor allem die Eltern der neuen Fünftklässler sein, die am Dienstag, 6. September, in die Gemeinschaft von Heppenheims größter Schule aufgenommen werden. „Die Anmeldungen stehen bereits fest. Jeder Schüler und jede Schülerin wurde aufgenommen“, stellen Kreis und Schulleitung klar. Gleich um sechs neue Klassen wird das SGH somit planmäßig erweitert.

Mit Einschränkungen rechnen die Verantwortlichen im neuen Schuljahr allerdings „bei der Flexibilität einzuplanender Räume“. Und auch das an der Schule praktizierte Fachraumkonzept, nach dem alle Fächer in speziell eingerichteten Räumen unterrichtet werden, kann in den nächsten Monaten wohl nicht immer durchgehalten werden.

Dies hat zugleich Auswirkungen auf die weitere Schullandschaft im Kreis Bergstraße. Das nach einer 2014 abgeschlossenen Sanierung räumlich und digital vergleichsweise gut ausgestattete Schulgebäude im Westen der Kreisstadt wird schließlich auch von anderen Einrichtungen genutzt – beispielsweise vom Studienseminar Heppenheim. Diese Mitnutzung ist laut Mitteilung aber vorerst nicht mehr möglich.

Übriges: Während insbesondere die Schüler in den nächsten Monaten enger zusammenrücken müssen, können die Nutzer des Beachvolleyballfeldes aufatmen: Sie können ihren Sport entgegen ihrer öffentlich geäußerten Sorgen mindestens bis zum Frühsommer 2023 am angestammten Ort ausüben. Und auch darüber hinaus müssen sie sich keine Sorgen machen, wie Landrat Christian Engelhardt (CDU) schon vor Bekanntgabe der zeitlichen Verzögerungen in den sozialen Medien mitgeteilt hatte. Das Spielfeld soll demnach nach Abschluss der Erweiterungsarbeiten an anderer Stelle wiederhergestellt werden.

Kommentar zur Verzögerung am SGH: Zu lange gewartet

Der Kreis Bergstraße verzeichnet seit geraumer Zeit einen kontinuierlichen Anstieg der Schüler- und Klassenzahlen an nahezu allen Schulen. Ferner steigen die räumlichen Anforderungen an den Einrichtungen – durch die hinzukommenden Bedarfe an Integration, Inklusion, Ganztagsbetreuung sowie zeitgemäßer Pädagogik. Schon deshalb ist ein kurz- bis mittelfristiger Ausbau der bestehenden Infrastruktur zwingend erforderlich. Am einfachsten zu lösen ist dieses Problem in Modulbauweise, wie sie auch am Starkenburg-Gymnasium weiter vorgesehen ist. Dass es dort nun zu einer einjährigen Verzögerung kommt, ist für alle Beteiligten unbefriedigend, aber der aktuellen weltweiten Entwicklung geschuldet und dem Kreis als Schulträger kaum anzulasten. Allerdings sollten sich die Verantwortlichen im Landratsamt fragen, warum überhaupt so lange mit dem Start der Erweiterung gewartet wurde. Schon 2014 stand schließlich die Rückkehr zu G 9 fest, ein damit einhergehender steigender Bedarf für den Sommer 2022 war also schon seit Jahren bekannt. Allerspätestens hätte dies im Sommer 2020 klar sein müssen, als der Kreistag sich gegen ein neues Gymnasium im Landkreis ausgesprochen hatte.

(c) Echo 02.09.22