31. Erfinderlabor: Jugend denkt Zukunft

Alexander Bock aus Heppenheim forschte in Darmstadt zur Energiewende / Teamwork auf hohem Niveau

„Leider sind Technik und Erfinden keine Schulfächer“: Prof. Dr. Jens Schneider wünscht sich, dass kreatives Entwickeln und naturwissenschaftliche Praxis auf dem hessischen Lehrplan eine prominentere Rolle spielen würden. Denn der Vizepräsident der TU Darmstadt (TUD) weiß, dass die großen Herausforderungen der Zukunft ohne engagierte Nachwuchsforscher kaum zu bewältigen sind. Umso mehr freute er sich über die 16 Oberstufenschüler*innen, die sich in der vergangenen Woche intensiv mit einem der elementaren Themen der nächsten Jahrzehnte beschäftigt haben: der Energiewende.

Es ging um nachhaltige Lösungen, alternative Technologien und innovative Konzepte für die Welt von morgen: beim 31. Erfinderlabor des Zentrums für Chemie (ZFC) waren auch diesmal wieder jeweils acht Ausnahmeschülerinnen und -Schüler aus ganz Hessen mit dabei, um im engen Dialog mit Wissenschaftlern im professionellen Umfeld zu experimentieren und ihre Ergebnisse dann verständlich und lebendig einem größeren Publikum zu präsentieren. Die Abschlussveranstaltung hatte am Freitag aufgrund der aktuellen Situation erneut im virtuellen Format stattgefunden. Doch auch auf der Online-Bühne machten die jungen Forscher eine hervorragende Figur.

Übertragen wurde das Finale aus dem Sitz des Unternehmerverbands Südhessen in Darmstadt. Die vier Tage zuvor verbrachten die Schüler*innen in den Laboren des Instituts für Materialwissenschaft an der TUD, um sich in vier Teams mit anspruchsvollen wissenschaftlichen Komplexen zu beschäftigen.

Unter den erfolgreichen Jungforschern war auch Alexander Bock vom Starkenburg-Gymnasium in Heppenheim: „Das Erarbeiten anspruchsvoller und interessanter Themen rund um die Energiewende hat mich begeistert. Besonders fasziniert hat mich der praktische Umgang mit den verschiedenen Stoffen und der Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten.“

Am Ende gab es das geballte Lob der Profis: Prof. Dr. Lambert Alff, Institut Materialwissenschaft, betonte das hohe Niveau der Abschlusspräsentationen, Gregor Disson, Geschäftsführer vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Hessen war von der gelungenen Teamarbeit begeistert. „Das war eine straff organisierte Arbeitsteilung wie im industriellen Umfeld.“ Auch Tanja Scharnhoop von der Landesenergieagentur Hessen attestierte den bunt gemixten Arbeitsgruppen eine homogene Gemeinschaftsleistung: „Ihr habt euch hier erst kennengelernt, und habt doch mit einer Sprache gesprochen – der Sprache der Wissenschaft.“

ZFC-Vorstand Dr. Thomas Schneidermeier, der Erfinder des Erfinderlabors, verwies auf die enge inhaltliche Verbindung der eigenen Projekte mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UN): „Das ZFC steht für Wissenstransfer und Nachhaltigkeit.“ Neben der thematischen Fokussierung gehe es bei dem Workshop darum, die Teilnehmer bei der Entwicklung einer individuellen Bewertungskompetenz zu unterstützen. Dieser Ansatz spiegelt sich auch im neuen ZFC-Format „Frag die Minties“, bei dem Erklärvideos von den Studierenden und ehemaligen Erfinderlaborteilnehmer*innen Benjamin Kunkel, Selina Müller, Pablo del Rio und Joelina Gärtner im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) als Ergänzung zu den vom ZFC passgenau entwickelten Unterrichtssequenzen für Lehrer produziert werden.

Doch auch das konzentrierte letzte Feilen an den Teamvorträgen am Abend vor der Abschlusspräsentation gehört zur traditionellen Dramaturgie des Erfinderlabors.  Denn die Themen hatten es in sich. Die Teams gingen der Frage nach, ob und wie sich Solarzellen selbst reinigen können, um mehr Energie zu erzeugen, oder wie die Batterie von morgen aussehen muss, um die Reichweiten zu erhöhen und so die Mobilitätswende voranzubringen. Auch die Rolle des Wasserstoffs als energetische Alternative wurde untersucht.

Andere Schüler*innen verglichen klassische Klimaanlagen mit Varianten, die von rotierenden Magneten betrieben werden und ohne ökologisch problematisches chemisches Kältemittel auskommen. Fazit des Teams: Eine effiziente Technologie, die aber aufgrund ihrer aufwändigen Herstellung noch keine Ideallösung darstellt. Hier muss weiter geforscht werden. Aber auch der Bau eines Lithium-Ionen-Akkus gehörte zum kleinen Einmaleins der jungen Wissenschaftler, die auch einen prominenten jungen MINT-Kollegen überzeugt haben.

„Schüler wie diese sind nicht nur unsere Zukunft, sondern auch unsere Hoffnung“, so Dr. Thomas Eberle (Merck) zum Abschluss des 31. Erfinderlabors. Der nächste Workshop findet vom 11. bis 15. Juli in Marburg zum Thema „Erneuerbare Energien und Wasserstoff“ statt.

Das Erfinderlabor ist Teil der ZFC-Initiative „Schule 3.0 – MINT for Future“. Ziel ist eine bessere berufliche Orientierung von Schülern im MINT-Umfeld mit den verzahnten Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik durch eine Einbindung gesellschaftsrelevanter naturwissenschaftlich-technischer Themen in den Regelunterricht.

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